Der Psychiater und Sexualwissenschaftler Hans Giese spielte in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik eine vergleichbare Rolle wie Magnus Hirschfeld im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Er war der führende Kopf der Bewegung gegen die Paragraphen 175 und 175a im Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland.
Einige Mittel des Kampfes übernahm er sogar von Hirschfeld; so gründete er 1950 in Frankfurt am Main die »Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung«, richtete im gleichen Jahr eine Petition gegen die Paragraphen an den Bundestag und wirkte mit an dem Spielfilm »Anders als du und ich«, der 1957 die Forderung nach Reform des Sexualstrafrechts propagieren sollte. 1959 gründete Giese an der Hamburger Universität ein privates »Institut für Sexualforschung« und eine »Zeitschrift für Sexualforschung«, die die wissenschaftliche Argumentation für die Reform entwickeln sollte. Hans Giese leitete dieses Institut von 1959 bis zu seinem Tod im Jahre 1970.
|