Der Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld war die maßgebliche Persönlichkeit in der »organisierten Bewegung gegen die Verfolgung der Homosexuellen« während der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Er gehörte 1897 zu den Gründern des »Wissenschaftlich-humanitären Komitees«, der ersten Homosexuellen- organisation überhaupt, die sich die Abschaffung des § 175 zum Ziel gesetzt hatte. Ausgehend von den Theorien von Karl Heinrich Ulrichs und Richard von Krafft Ebing erarbeitete er die sexualwissenschaftliche Grundlage für den – wie er es selbst nannte – »Befreiungskampf«.
Darunter verstand Hirschfeld vor allem die Aufklärung des Gesetzgebers und der Bevölkerung über die Notwendigkeit, den § 175 zu streichen und die homosexuellen Lebensformen zu respektieren. Als 1933 die Nazis in Deutschland an die Macht kamen, musste Hirschfeld erkennen, dass er mit seinem Kampf gescheitert war. Bevor er 1935 starb, musste er noch die Zerstörung seines Berliner »Instituts für Sexualwissenschaft«, die erzwungene Selbstauflösung des »Wissenschaftlich-humanitären Komitees« und den Beginn der Homosexuellenverfolgung in Nazi-Deutschland von seinem französischen Exil aus mit ansehen.
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