Initiative Mahnmal Homosexuellenverfolgung
Gedenken heißt sich erinnern, auch daran, wie verhindert wurde, dass wir heute mehr als nur ein vages Wissen über die Geschichte der Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus haben. Deshalb haben Homosexuelle 1990 in Frankfurt am Main die »Initiative Mahnmal Homosexuellenverfolgung e.V.« (IMH) gegründet und sich zum Ziel gesetzt, in Frankfurt einen »Ort des Gedenkens« für die homosexuellen Männer und Frauen zu schaffen.
Mit einer Denkschrift, in der die Forderung nach einem Mahnmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus formuliert wurde, stellte sich die Initiative 1990 der Öffentlichkeit vor. Die politische Situation war günstig. Seit 1989 trug eine rot-grüne Koalition die politische Verantwortung in Frankfurt am Main, und die Grünen hatten die Förderung schwul-lesbischer Projekte in das Koalitionspapier mit der SPD eingebracht. Letztlich fand die IMH für ihre Ziele bei den politischen Vertretern der Stadt bald auch ein offenes Ohr.
»Eine Alternative zur Aufklärung über diese deutsche Vergangenheit gibt es nicht«, heißt es in dem Beschluss, mit dem der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Frankfurt 1992 der Errichtung des »Mahnmals Homosexuellenverfolgung« zustimmten. Vorausgegangen war im Jahr zuvor die Entscheidung zu einer institutionellen Förderung der IMH, verbunden mit dem Auftrag, die »Konzeptionierung für ein Mahnmal zur Homosexuellenverfolgung« und die »Aufarbeitung der Geschichte der Männer und Frauen mit dem Rosa Winkel« in Frankfurt voranzutreiben.
Ein Forschungsprojekt, das die IMH in Auftrag gegeben hat, widmet sich Strafprozessakten »wegen Vergehens und Verbrechens nach § 175 StGB«, die von 1933 bis 1945 vor Strafkammern des Landgerichts Frankfurt am Main verhandelt wurden, sowie weiteren Dokumenten von Staatsanwaltschaft und Polizei, die im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden aufbewahrt werden.
Parallel zu ihrer Arbeit für das »Mahnmal Homosexuellenverfolgung«, seiner politischen Durchsetzung, Planung, Finanzierung und Realisierung, organisierten die sechs Mitglieder der Initiative zwischen 1990 und 1997 außerdem eine Reihe von Veranstaltungen, die verschiedene Aspekte der Homosexuellenverfolgung thematisierten und die Realisierung des Mahnmal-Projekts in der Stadt inhaltlich begleiteten.
|