Historische Forschungsprojekte
Im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden lagert der sehr fragmentarische Bestand von Dokumenten des Landgerichts Frankfurt am Main für die Jahre 1933–1945. Die Verfolgung von Homosexuellen ist darin in insgesamt 180 Strafprozessakten belegt. Hinzu kommen staatsanwaltschaftliche Lageberichte für die Jahre 1937–1942, in denen gelegentlich ausführlicher, oft aber nur in knappen Zahlen und manchmal nur in kurzen Notizen die Homosexuellenverfolgung greifbar wird. Von Staatsanwaltschaft und Kripo ist zudem, wenn auch lückenhaft, statistisches Material erhalten, das wenigstens für einige Jahre verlässliche Zahlen zur Frankfurter Homosexuellenverfolgung enthält. Überliefert wird die Verfolgung darüber hinaus in einigen Konzessionsakten des Frankfurter Stadtarchivs, die die Überwachung von Lokalen mit Berichten über Vorkommnisse und das gemischte Publikum festhalten.
Anhand dieses lückenreichen dokumentarischen Materials soll im Rahmen eines Forschungsprojekts, das die Initiative parallel zu ihrer Arbeit für das »Mahnmal Homosexuellenverfolgung« anregte, die Verfolgung von Homosexuellen in Frankfurt am Main für die Jahre 1933–1945 rekonstruiert und dargestellt werden: ihr Ausmaß in Zahlen, der sehr unterschiedliche Verlauf in den verschiedenen Jahren, Aktionen von Gestapo und Kripo. Die Beschreibung von Einzelschicksalen wird zeigen, wie es jenen ergangen ist, die in die Verfolgungsmaschinerie des »Dritten Reiches« geraten sind. Die Darstellung der örtlichen Verfolgung soll dabei immer auch mit dem Blick auf die Verfügungen, Erlasse und Gesetze erfolgen, die auf Reichsebene die Verfolgung festschrieben, und mit Blick auf die Verfolgung in anderen Städten, den die Statistiken der Kriminalpolizeileitstellen und der Oberlandesgerichte erlauben.
Dank der Förderung durch die Stadt Frankfurt konnte die IMH das Forschungsprojekt 1991 bei dem Frankfurter Historiker und Publizisten Dieter Schiefelbein in Auftrag geben. Mit der Entscheidung der Initiative, den Gestaltungswettbewerb des »Mahnmals Homosexuellenverfolgung« mangels städtischer Finanzierung aus den eigenen Fördermitteln zu finanzieren und auch für den Bau des Mahnmals selbst aufzukommen, mussten die Gelder für das Forschungsprojekt allerdings bereits 1992 gekürzt werden und es konnte seitdem nur noch in reduzierter Form weitergeführt werden. |